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02.11.2009, 10:35 Uhr
JENDRETZKY mit Mehrheit abgewählt Artikel+Kommentar+Stimmen zur Abwahl aus MAZ"Westhavelländer" vom 02.11.09 /Leserbriefe vom 30.11.09 Amt Rhinow Nur zwei Stimmen für den Amtsdirektor / Widerspruch angekündigtMit deutlicher Mehrheit wählte der Rhinower Amtsausschuss am vergangenen Freitag Gerd JENDRETZKY als Direktor des Amtes Rhinow ab. Damit endet nach 17 Jahren eine Ära. Nun sind die Weichen für den Neuanfang zu stellen.
Von Joachim Wilisch und Norbert Stein GROssDERSCHAU Rund 90 Gäste verfolgten im Gemeindezentrum Großderschau die Abwahl von Rhinows Amtsdirektor Gerd JENDRETZKY. Wer geglaubt hatte, diese könne in letzter Minute verhindert werden, täuschte sich. Die Gegner des Amtsdirektors demonstrierten Härte. Und so scheiterte der Versuch von Wolfgang Schwuchow und Ingo Bünsch (Gemeinde Havelaue), die Abwahl von der Tagesordnung zu nehmen. Sie wollten erreichen, dass über eine Abwahl erst dann entschieden wird, wenn Ergebnisse eines Disziplinarverfahrens, das gegen JENDRETZKY bei der Kommunalaufsicht des Kreises eingeleitet wurde, vorliegen. „Wir haben keine Anträge auf der Tagesordnung“, sagte die Vorsitzende des Amtsausschusses, Sybille Heling, knapp. Ein anderer Einspruch gegen die Tagesordnung scheiterte ebenfalls. Ingo Bünsch monierte, die Sitzungsunterlagen seien nicht vollständig verschickt worden. Tatsächlich wurde die Beschlussvorlage zur Abwahl samt Begründung den Mitgliedern des Amtsausschusses erst vor Sitzungsbeginn übergeben. Sollte der Formfehler – wenn es einer ist – erheblich sein, müsste die Abwahl möglicherweise wiederholt werden. Die Fronten waren schon vor der Sitzung geklärt. So saß Gabriele Voß, das zweite Amtsausschussmitglied der Gemeinde Seeblick, nicht wie sonst neben ihrem Bürgermeister, sondern im Lager der Abwahlbefürworter. Acht Minuten vor Beginn der Sitzung verließ Voß zudem mit einem der Rechtsanwälte des Amtsausschusses den Raum. Nicht wenige Gäste glaubten, dass Voß mit diesem Vier-Augen-Gespräch auf Abwahlkurs gehalten wurde. Gabriele Voß selbst sagte später auf Nachfrage, in dem Gespräch kurz vor Sitzungsbeginn sei es „um eine ganz andere Sache gegangen“. Dann ging es schnell. Sybille Heling verlas den Abwahlbeschluss. Sieben Amtsausschussmitglieder stimmten für die Abwahl, zwei dagegen, einer enthielt sich der Stimme. Mit demselben Ergebnis beschloss der Amtsausschuss, den Amtsdirektor sofort abzuberufen. Nach den Abstimmungen verließen einige Zuschauer unter lautem Protest den Raum. Andere Zuschauer fielen sich – hochzufrieden mit dieser Entscheidung – in die Arme. „25 Wochen schwere Arbeit liegen hinter uns“, versuchte sich Sybille Heling an einem Schlusswort. Die Antwort aus dem Zuhörerraum zeigte, wie vergiftet das Klima im Amt Rhinow ist: „Du hast 25 Wochen voller Lügen hinter dir!“ Das Ländchen Rhinow ist jetzt nicht nur ohne Amtsdirektor. Es gibt auch keinen Stellvertreter, der alle Befugnisse des Amtsdirektors hat. Weil Illona Walsleben nicht ordnungsgemäß auf Vorschlag des Amtsdirektors vom Amtsausschuss bestellt wurde, darf sie allenfalls die sogenannten „Geschäfte der laufenden Verwaltung“ führen. Entscheidungen über höhere Investitionen – zum Beispiel im Haushaltsplan oder mit Blick auf die Bundesgartenschau – liegen auf Eis. „Wir sind in einer Sackgasse“, sagte ein Zuhörer am Freitag und forderte weitere Konsequenzen: „Nachdem Gerd JENDRETZKY berechtigterweise abgewählt ist, muss auch der Amtsausschuss den Weg für einen Neuanfang freimachen. Die Bürgermeister der Gemeinden könnten von dieser Funktion zurücktreten und so eine Neuwahl möglich machen. Dann hätten die Wähler die Möglichkeit, die Besetzung des Amtsausschusses zu beeinflussen.“ (Anm. der Redaktion: Bürgermeister sind grundsätzlich Mitglieder im Amtsausschuss). Zu erwarten ist, dass die Mitglieder des Amtsausschusses, die trotz anderer Beschlüsse ihrer Gemeindevertretungen für die JENDRETZKY-Abwahl gestimmt haben, nun selbst als Amtsausschussmitglieder abberufen werden. Insbesondere betrifft das Ingo Bernhardt aus Kleßen-Görne und Gabriele Voß aus Seeblick. Gerd JENDRETZKY war zu seiner Abwahl am Freitag nicht anwesend. Am Samstag kündigte er an, er werde gegen den Abwahlbeschluss Widerspruch einlegen. AUF EIN WORT Die Abwahl Joachim Wilisch über die Abwahl des Rhinower Amtsdirektors Gerd JENDRETZKYRhinows Amtsdirektor Gerd JENDRETZKY ist abgewählt – zum großen Teil von denen, die ihn im Jahr 2008 einstimmig im Amt bestätigt hatten. Bei der Aufregung, die in Rhinow herrscht, hilft ein Blick ins Gesetz: Der Amtsdirektor, heißt es dort, wird abgewählt, wenn das Vertrauen zwischen Amtsausschuss und Amtsdirektor nicht mehr besteht. Dieser Vertrauensverlust ist in dem Fall schlecht nachprüfbar – weil sich diejenigen, die die Abwahl betrieben haben, nicht zu ihren Beweggründen äußern. Amtsausschussvorsitzende Sybille Heling, sie stand an der Spitze der Abwahlbewegung, hat seit Jahren auf diese Gelegenheit gewartet. Sie war nie eine politische Gefolgsfrau von JENDRETZKY und ließ es jetzt auf den offenen Machtkampf ankommen. Der war unnötig, denn es gab durchaus Gründe, Gerd JENDRETZKY abzuwählen. Die Art und Weise – mit Dienstverbot, Strafanzeige und Gericht – war aber alles andere als souverän. Sybille Heling hätte die Abwahl schnell und geräuschlos einleiten können. Das Ergebnis wäre dasselbe gewesen. Verloren hat das Amt Rhinow. Der Neuanfang ist nur zu schaffen, wenn mit dem abgewählten Amtsdirektor alle abdanken, die den Konflikt so unverantwortlich geschürt haben. Dazu gehört insbesondere die Vorsitzende des Amtsausschusses.
STIMMEN ZUR ABWAHLGerd JENDRETZKY: „Ich habe mir nichts zu schulden kommen lassen. Viele Einwohner aus dem Ländchen Rhinow haben in den letzten Wochen bekundet, dass sie zu mir stehen. Ich habe mich in den letzten Jahren erfolgreich um viele Millionen Euro Fördermittel für das Amt bemüht.“
Uwe Feiler (CDU Ländchen Rhinow): „Das ist das Ende des erfolgreichen Ländchens Rhinow.“ Guido Quadfasel (CDU Ländchen Rhinow): „Gerd JENDRETZKY muss und wird sich gegen diese Entscheidung wehren.“ Michael Mirschel (fristlos gekündigter Stellvertreter des Amtsdirektors) auf die Frage, ob er sich als Amtsdirektor bewerben wird: „Das kann ich heute noch nicht sagen, erst sind in dem Zusammenhang andere Dinge zu klären.“ Willi Klein , Bürgermeister Großderschau: „Jetzt müssen wir sehr schnell die Stelle des Amtsdirektors neu ausschreiben.“ wil/ns ZUR ABWAHL VON Gerd JENDRETZKY
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